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Statement Schließung der Examensbibliothek

(tl;dr: Wir haben alles gegeben. In allen Gremien, offiziellen und inoffiziellen Runden von Hauptseminar bis zum Rektorat haben wir die Schließung kritisiert und für eine Öffnung gekämpft – das alles hat nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Wenn es weiter gehen soll, brauchen wir Eure Hilfe! Schreibt den Verantwortlichen unter jura-dekanat@uni-koeln.de eine kurze konstruktive E-Mail.)
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Bisheriger Verlauf

Anfang Januar wurden wir vom Hauptseminar über die geplante Schließung von Bauteil VI („Examensbibliothek“) informiert. Begründet wurde dies mit einer angeblich mangelnden Auslastung sowie einem gewissen Sparpotential, das der sich in einer finanziellen Notlage befindlichen Fakultät zupass käme. In der unseres Erachtens verantwortlichen Bibliothekskommission, die noch kurz zuvor am 06.12.2022 getagt hatte, wurde das Thema nicht angesprochen. Die Schließung wurde auch im weiteren Verlauf in keinem anderen Gremium der Fakultät zur Diskussion gestellt, sondern unilateral für den 01.02.2023 festgelegt.

In einem ersten Schritt warnten wir das Dekanat am 11.01.2023 im Rahmen eines Jour Fixes vor den Folgen einer Schließung zur Hausarbeits- und Klausurphase und sprachen uns generell vehement gegen eine Schließung aus. Zu diesem Zeitpunkt wusste das Dekanat noch nichts von den Plänen und versprach uns, sich das Ganze einmal anzuschauen.

Auch in der Sitzung der Engeren Fakultät am 12.01.2023 sprachen Studierendenvertreter:innen das Thema an und erhielten dort von einzelnen Professor:innen auch Unterstützung. Das Dekanat sagte erneut zu, man wolle die Sache prüfen.

Am 23.01.2023 trafen sich Studierendenvertreter:innen mit der Leitung des Hauptseminars, um über deren Pläne zu sprechen. Diese erklärte, man sei durch die Fakultät angehalten worden, einen sechsstelligen Betrag einzusparen und sähe in der Schließung des Bauteils VI eine Möglichkeit, dies zu tun. Insbesondere wurden insofern die Kosten für den Sicherheitsdienst in den Abendstunden genannt. Weiterhin hielte man eine Schließung des Bauteils VI für das geringere Übel gegenüber einer Verkürzung der gesamten Öffnungszeiten, die aus finanziellen Gründen andernfalls nötig wäre. Sollte der Bedarf wider Erwarten die Kapazitäten von Bauteil VII übersteigen, könne man Bauteil VI kurzfristig wieder öffnen.

Am Tag der Schließung, dem 01.02.2023, erreichte das Thema dann durch die dortigen Studierendenvertreterinnen auch das höchste beschlussfassende Gremium der gesamten Universität, den Senat. Auch dort wurde seitens der Mitglieder, inklusive des Rektors, Unverständnis ausgedrückt und der Fakultät aufgegeben, erneut mit der Fachschaft in Kontakt zu treten, um einen Kompromiss zu finden.

Die Schließung wurde in sämtlichen Gesprächen mit einem mangelnden Bedarf begründet. Als Beleg dienten die Daten der automatischen Belegungsmessung über Affluences  trotz unserer Argumente, warum diese nur begrenzt aussagekräftig sind (siehe unten). Am 06.02.2023 beschlossen wir dann, einen Weg für Studierende zu eröffnen, um sich direkt beim Seminar zu beschweren. Wir stellten auf Instagram einen Link ein, über den man eine E-Mail an das Seminar schicken konnte. Enthalten war darin auch ein Formulierungsvorschlag. Nachdem diese Möglichkeit binnen kurzer Zeit mehrfach von Kommiliton:innen genutzt wurde, erreichten uns Beschwerden des Seminars, dass man die E-Mails an die falsche Ansprechperson richtete und so eine einzelne Mitarbeiterin einem Shitstorm aussetze. Insgesamt kochte die Situation infolgedessen innerhalb kürzester Zeit derart hoch, dass wir uns genötigt sahen, die Aktion vorerst zu stoppen und erneut das Gespräch zu suchen.

Am 14.02.2023 brachten wir das Thema daher erneut in einem Treffen mit dem Dekanat zur Sprache. Hier wurde dann neben der mangelnden Auslastung (mehr dazu unten) ein Sparpotential von 100.000 € pro Jahr angeführt und angemerkt, dass eine Zentralbibliothek Luxus sei und ein Ausweichen auf die kleineren Institutsbibliotheken angesichts der aktuellen finanziellen Notlage der Fakultät zumutbar sein müsse. Man gab uns insofern zu verstehen, alle Argumente seien ausgetauscht und die Schließung der Examensbibliothek in Bauteil VI sei nun endgültig.

Später am gleichen Tag tagte das sogenannte „Studentische Consilium“, ein Treffen des Rektors mit Studierendenvertreter:innen jeder Fakultät. Auch hier wurde das Thema Seminarschließung selbstverständlich erneut angesprochen und der Rektor sicherte zu, sich mit dem Dekanat in Verbindung zu setzen, um einen Kompromiss herbeizuführen.

Während parallel zur Klausurenphase auch noch die Hausarbeitsphase anlief und das Seminar absehbarer Weise überfüllt war, ließen Ergebnisse des Gesprächs zwischen Rektor und Dekanat zunächst auf sich warten. Die kurzfristige Wiedereröffnung von Bauteil VI, die die Leitung des Hauptseminars für den Fall einer Überlastung von Bauteil VII in Aussicht gestellt hatte, war nun, wie sich auf Anfrage der Fachschaft herausstellt, wohl doch nicht mehr möglich. Das Dekanat kommunizierte derweilen, dass neben dem Seminar die Institutsbibliotheken zur Verfügung stünden. Auf eine Anfrage des AStA, der sich ebenfalls mit der Thematik befasste, antwortete das Dekanat, dass sich noch keine Studierenden bei ihnen gemeldet hätten, die keinen Lernplatz fänden.

Am 06.03.2023 schließlich bestätigte der Rektor uns dann, dass er mit dem Dekan ausführlich gesprochen habe und den Dekan gebeten habe, noch einmal ein Gespräch mit der Fachschaft zu führen um einen gemeinsamen Kompromiss zu finden.

Am 07.03.2023 kontaktierten wir daraufhin das Dekanat mit der Bitte um ein weiteres Gespräch in der Sache, erhielten jedoch vorerst keine Antwort. Beim nächsten planmäßigen Treffen mit dem Dekanat am 21.03.2023 ließ sich mit den altbekannten Argumenten erneut keine Einigung erzielen. Wir baten das Dekanat um eine Kontaktadresse, um unser E-Mail-Angebot vom 06.02.2023 wiederaufzusetzen.

Aktuelle Situation

Wir sind inzwischen an einem Punkt, an dem wir glauben, alle unsere Mittel in sämtlichen Gremien der Universität genutzt und trotz aller Anstrengungen aber nichts erreicht zu haben. Wir sind weiterhin nicht bereit, die Schließung der Examensbibliothek in Bauteil VI hinzunehmen. Selbstverständlich bleiben wir aber kompromissbereit und waren das auch über den gesamten bisherigen Verlauf der Sache. Wir haben etwa von Anfang an vertreten, dass bei tatsächlich mangelndem Bedarf eine Kürzung der Öffnungszeiten von Bauteil VI vertretbar wäre.

Unsere einzige Möglichkeit, die Gespräche aufrecht zu erhalten, ist nun aber, das leidige Argument aus der Welt zu räumen, es bestünde kein Bedarf. Wir glauben, dass zahlreiche Studierende gerne in Bauteil VI lernen würden, aber von der Überfüllung während der Klausurphase abgeschreckt sind oder schlicht durch die Corona-Semester nicht um das Seminar als Lernplatz wissen.

Daher sind wir nun auf Eure Hilfe angewiesen! Solltet ihr aufgrund der Schließung des Bauteils VI nicht mehr ins Seminar gehen, schreibt den Verantwortlichen unter jura-dekanat@uni-koeln.de bitte eine kurze E-Mail! Das Dekanat freut sich besonders über konkrete Vorschläge, um die Situation im Seminar zu verbessern. Solltet ihr bisher noch nicht im Seminar gelernt haben, aber einen Lernplatz suchen, schaut dort einmal vorbei. Der einzige Weg, eine Wiedereröffnung von Bauteil VI zu erreichen ist, den tatsächlichen Bedarf zu zeigen und das können wir leider nicht in Gremien für Euch tun. Das können wir nur durch Eure Unterstützung!

 

Unsere Positionen und Argumente:

  • Über Corona ist das Wissen um die Lernplätze im Hauptseminar zurückgegangen. Die hohe Auslastung der damals noch doppelt so vielen Plätze zeigt, dass die Studierenden der Fakultät durchaus den Bedarf an Lernplätzen und insbesondere auch Plätzen mit Literaturzugang haben.
  • Die Zahlen aus dem ersten Jahr nach einer längeren Schließung des Seminars sind hingegen kaum aussagekräftig, da sich das Campusleben erst einmal wieder etablieren musste.
  • Dass bereits Anfang 2023 vor der Schließung ein deutlicher Anstieg gegenüber 2022 zu verzeichnen war und sogar Auslastungen der insgesamt 333 Plätze in den Bauteilen VI und VII von bis zu 100% erreicht wurden, sprach bereits dann entscheidend gegen eine Schließung von Bauteil VI.
  • Die regelmäßige Auslastung des Bauteils VII kurz nach der Schließung des Bauteils VI von bis zu 100% in der Hausarbeits- und Klausurphase war vorhersehbar und abwendbar. Ein zeitgleiches Wegfallen wesentlicher Online-Ressourcen verschlimmerte die Lage.
  • Eine konstante Auslastung der Rest-Bibliothek von 100% zu „normalen“ Semesterzeiten ist nicht zu erwarten, da Studierende nicht jeden Tag aufs Neue versuchen werden, einen Platz zu finden und stattdessen wohl inzwischen vermehrt frustriert auf das nachteilhafte Lernen zuhause zurückgegriffen haben. Eine Rückgewöhnung an das Campusleben nach Corona kann so nicht erwartet werden.
  • Erste Abwanderungstendenzen in die Bibliotheken der Fakultäten in Bonn und Düsseldorf und auch in die der Kölner Philosophischen sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät sind zu beobachten.
  • Auch Auslastungen ab 70% von Bauteil VII sind als volle Auslastung anzusehen. Einerseits, weil Affluences Plätze technisch bedingt als frei zählt, die tatsächlich durch Studierende belegt sind, die eine Kaffeepause machen, auf Klo sind oder beim Mittagessen. Andererseits aufgrund der begrenzten Steckdosenarbeitsplätze in Bauteil VII, ohne die für viele Studierende heutzutage ein sinnvolles Lernen nicht möglich ist. Bauteil VI hingegen hält 90 Steckdosenplätze bereit, die zurzeit aber weggeschlossen sind.
  • Die Lernqualität ist in Bauteil VI aufgrund des deutlich geringeren Baulärms maßgeblich höher. Einige Studierende, die in Bauteil VI lernen würden, tun das nicht in Bauteil VII.
  • Ein Ausweichen auf die kleinen Institutsbibliotheken ist aufgrund von kurzen Öffnungszeiten, teils großer Entfernung vom Hauptcampus, Höhe der gefühlten Hürde für Studierende, jeweils geringer Platzzahl bei schlecht vorhersehbarer Auslastung und begrenztem Literaturbestand kein ausreichender Ausgleich.
  • Die finanzielle Belastung ließe sich durch eine verkürzte Öffnung des Bauteil VI von 6-8h am Tag und jeweils nur einer SHK an dessen Pforte sowie einer Streichung des innerhalb der Stoßzeiten nicht notwendigen Sicherheitsdienstes wohl auf ca. 50.000 € pro Jahr beschränken. Das muss das Wohl der Studierenden der Fakultät wert sein.
  • Eine Fakultät und Universität mit dem Anspruch an exzellente Präsenzlehre kann und darf es sich auch bei schwierigen Finanzlagen nicht leisten, zunehmend öffentlichkeitswirksam Leistungen für Studierende zu kürzen. Insbesondere darf nach einer so schwierigen Lage, wie der Corona-Pandemie, das gerade wieder aufkeimende Campusleben nicht derart ausgebremst werden. Studierende ziehen sich wieder nach Hause zurück bzw. werden in auf dem Campus verteilte Kleinbibliotheken mit begrenztem sozialem Anschluss verwiesen. Das kann und darf nicht unser Anspruch sein.