Reimers - Juristische Methodenlehre - 2. Auflage 2020
2. Auflage, 2. Januar 2020, 354 Seiten
Nomos Verlag, 978-3-8487-3869-4
Das Buch richtet sich ausgehend vom Vorwort insbesondere an Studierende der Rechtswissenschaften, die sich Richtung erstem Staatsexamen bewegen. Darüber hinaus will es auch Praktikern eine Hilfe sein.
Franz Reimers „Juristische Methodenlehre“ kann jedoch durchaus auch beispielsweise (fortgeschrittenen) Studierenden in der Verwaltung, Steuerberatern oder ähnlichen Berufsbildern empfohlen werden. Eine gewisse Grunderfahrung sollte jedoch vorhanden sein, um in etwas umfangreicher methodischer Literatur wie dieser nicht unterzugehen. Empfehlenswert sind daher erste Erfahrungen im Bereich der Rechtsanwendung, sodass an diese angeknüpft werden kann. Ich würde daher eine Lektüre ab dem vierten Semester anraten.
Positiv hervorzuheben ist, dass Reimer die für viele Studierenden als „trocken“ erscheinende juristische Methodenlehre anschaulich, gut verständlich und größtenteils in einfacher Sprache darstellt. Unbekannte Ausdrücke können im Glossar schnell aufgefunden werden, was das Verständnis ebenfalls erleichtert, jedoch wird man von Fachtermini nicht verschont.
Insbesondere die Einführung (Teil A) gibt auf vergleichsweise wenig Raum einen guten Einstieg und zeigt, warum es sich lohnt, sich mit der Thematik zu beschäftigen. Herauszustellen ist auch der Teil des Buches, der sich mit „dem Sachverhalt“ beschäftigt (Teil B). Da viele Werke zur juristischen Methodenlehre einen solchen Abschnitt nicht enthalten, ist das ein besonderes Herausstellungsmerkmal. Vor allem im Studium liefert es eine interessante Perspektive, auf den in universitären Prüfungsarbeiten i.d.R. feststehenden Sachverhalt im Hinblick auf eine anwaltliche Tätigkeit.
Durch diesen Abschnitt aber auch diverse weitere Praxisbezüge und Beispiele verliert die Thematik ihre Abstraktheit. Insgesamt liest sich das Buch sehr flüssig und thematisiert die für studentische Belange zentralen Eckpunkte der Rechtsanwendung sehr anschaulich.
Herausstechend ist ebenfalls der Anhang zum Gutachtenstil, der Einzelheiten hierzu erklärt.
Zwar kann Reimers „Juristische Methodenlehre“ selbstverständlich nicht alle Fragen in hinreichender Tiefe erschöpfend behandeln, insgesamt erscheint es jedoch für ein Gesamtverständnis juristischer Rechtsanwendungstechnik – gerade auch durch den Blick zur Klausurpraxis im Rahmen des Gutachtenstils – recht vollständig.
Es eignet sich daher insbesondere als vorlesungsbegleitende Lektüre.
Der Autor wirft immer wieder einen Blick in die Praxis. Beispiele durchziehen den Großteil der Ausführungen. Die wesentlichsten Kapitel werden auch mit einer Falllösung angereichert.
Wünschenswert wäre zur Förderung des Verständnisses ggf. noch eine explizitere Auseinandersetzung mit der Darstellung z.B. unterschiedlicher Auslegungsprobleme.
Der Schreibstil erscheint flüssig und größtenteils leicht verständlich. Es wird jedoch empfohlen, sich gelegentlich das Inhaltsverzeichnis noch einmal vor Augen zu führen, da das Buch relativ viele Inkurse (also Vertiefungen von Einzelfragen, die zum übergeordneten Thema passen) durchziehen. Hierunter leidet manchmal etwas die Struktur.
Gefehlt hat wie oben bereits erwähnt ggf. eine explizitere Auseinandersetzung mit der Darstellung eines problembehafteten Rechtsanwendungsprozesses. Da sich das Buch auch insbesondere an Studierende richtet, wäre dies im Hinblick auf die Klausursituation wünschenswert, was jedoch in den wenigsten Werken zur juristischen Methodenlehre näher thematisiert wird. Durch ausformulierte Falllösungen wird dies jedoch immerhin implizit thematisiert. Die verschiedenen Begriffsarten und die Subsumtion unter wertausfüllungsbedürftige geraten etwas kurz. Hierzu fehlt ein wenig ein Beispiel sowie auch ein wenig der Aspekt der Darstellung. Insgesamt könnte durch mehr kurze Falllösungen (ggf. auf einer Seite) das Verständnis des jeweiligen behandelten Aspekts noch einmal intensiviert werden.
Reimers „Juristische Methodenlehre“ kann uneingeschränkt weiterempfohlen werden. Wer eine methodische Veranstaltung nacharbeiten möchte oder auf nicht allzu vielen Seiten einen recht umfassenden und nicht zu stark verkürzenden Blick über die unterschiedlichsten methodischen Fragestellungen haben möchte, ist mit dem Buch sehr gut beraten.