Medicus/Petersen - Bürgerliches Recht - 29. Auflage 2023
C.H Beck, ISBN 978-3-800671649
Hauptadressat sind Studierende in der Vorbereitung auf das erste Staatsexamen, diesen verspricht das Lehrbuch einen kompakten, aber strukturierten Überblick über das BGB.
Das gesamte BGB auf etwa 500 Seiten abzuhandeln, scheint auf den ersten Blick wie eine unlösbare Aufgabe. Umso beeindruckender ist es, wie dieses Buch es schafft, einen großen Teil des BGB auf so wenig Raum darzustellen. Im Mittelpunkt steht dabei aber nicht das bloß Wiederholen von Bekanntem oder Auswendiglernen von Meinungsstreits, vielmehr ist das Ziel des Buches eine “geordnete Darstellung zur Examensvorbereitung”. Diese Ordnung und Struktur ist das Alleinstellungsmerkmal dieses Buches, seine Ordnung nach Anspruchsgrundlagen ermöglicht eine einzigartige systematische Darstellung des BGB und zugleich ein Lernen vom allgemeinen hin zu einzelnen Sonderfragen.
An vielen Stellen des Buches gibt es kleine Beispiele, es handelt sich dabei aber nicht um wirkliche Fälle zum Lösen, sie sollen lediglich einzelne Probleme verdeutlichen. Ebenso finden sich viele Entscheidungen des BGH im Buch: Kleingedruckt findet sich ein kurzer Abriss des Sachverhalts, der anschließende Absatz geht dann auf die rechtliche Lösung ein. Diese BGH- Entscheidungen sind jedoch immer passend zum gerade besprochenen Thema und ergänzen die Ausführungen, sodass sie nicht überfordernd wirken.
Wer bisher mit Lehrbüchern für einzelne Rechtsgebiete gelernt hat, den wird die Struktur des Buches erst einmal überraschen: Statt das BGB kommentarartig durchzugehen, ist das Buch nach vertraglichen, quasivertraglichen und gesetzlichen Anspruchsgrundlagen geordnet, die insgesamt sieben Abschnitte sind jedoch nicht einzeln zu sehen, sondern ergeben einen komplexen systematischen Aufbau mit Verweisungen an andere Stellen des Buches. Das erschwert es, nur einzelne Kapitel problemorientiert zu lesen, schafft aber zugleich ein einzigartiges systematisches Verständnis der Strukturen des BGB.
Inhaltlich bewegen sich die Ausführungen auf allerhöchstem Niveau, die Autoren schaffen es komplexe und examensrelevante Rechtsfragen zu kontextualisieren, strukturieren und gleichzeitig verständlich darzustellen.
Trotz der starken Kompromittierung des Stoffes, erhebt das Buch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und setzt gewisse Kenntnisse voraus, dies macht es an den jeweiligen Stellen jedoch auch deutlich. Ein Grundverständnis für das Zivilrecht wird also vorausgesetzt, keineswegs handelt es sich um ein Einsteigerwerk. Auch zum Fälle lösen ist “der Medicus” nicht geeignet, keineswegs kann er regelmäßige Klausurpraxis ersetzen.
Der “Medicus” gilt unter vielen Examenskandidaten als ein Klassiker im Zivilrecht, und das nicht ohne Grund. Er bietet auf der typischen Länge eines Lehrbuchs einen sehr hochwertigen und strukturierten Überblick über das BGB. Durch seine Kürze kann er zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, schafft es aber, ein wirkliches systematisches Verständnis zu entwickeln. Durch die hohe Kompromittierung und teilweise Abstraktheit des Stoffes, ist jüngeren Semestern jedoch deutlich abzuraten. Fortgeschrittene Studierende kann dieser Klassiker jedoch uneingeschränkt empfohlen werden.